Daniele Le Rose Film- und Videoproduktion

  • Daniele Le Rose © Xenia Dürr
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Herr Le Rose, ursprünglich in Italien geboren und der Liebe wegen in Wien gelandet, ist als selbständiger Filmemacher im Bereich Visual Arts und visuelle Kommunikation tätig. Die Themen haben für ihn besondere Relevanz, da er als Gehörloser andere Kommunikationskanäle nutzt. Das qualifiziert ihn auch in besonderem Maße für seine Tätigkeit. Im folgenden Interview stellt er seinen Weg in die Selbständigkeit, die Schwerpunkte seiner Arbeit, seine Wünsche und Ziele dar.

Wien Work: Hallo Herr Le Rose, bitte stellen Sie sich vor? Was machen Sie?

Ich arbeite im Bereich technischer Film, Schnitt und visuelle Kommunikation. Ich erstelle Videos in Gebärdensprache und mit gebärdenden Schauspielern. Ich bin verantwortlich für die Bilder, die Visualisierung und die Grafiken. Ziel ist es, die Informationen und Inhalte für alle leicht verständlich aufzubereiten.

Ein kleines Nebenprojekt, das ich betreibe ist die Fotografie. Aktuell ist es noch mehr ein Hobby von mir. Ich möchte mich allerdings in Zukunft auch mehr in diese Richtung entwickeln und vielleicht auch professionelle Fotografie anbieten. Der Bereich beinhaltet viel kreatives Potenzial.

Insgesamt würde ich meinen Bereich mit Visual Art umschreiben. Da biete ich auch Beratung und, falls notwendig, technische Unterstützung an. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung kenne ich mich in diesen Bereich gut aus und helfe auch gerne weiter.

Aktuell arbeite ich an zwei Projekten, die im Bereich Accessibility angesiedelt sind. Es geht hier um Zugänglichkeit in der Kommunikation. Bei einem Projekt geht es um visuellen Zugang zu einer e-Learning Plattform, beim anderen Projekt um eine App. Ich habe noch einige weitere Projekte in Aussicht. Die sind aber noch nicht finalisiert.

Wien Work: Was hat Sie nach Österreich geführt?

Zuerst einmal war es meine Neugierde und mein Hunger nach neuen Erfahrungen und Kulturen. Ich war hungrig auf neues Erleben und bin dann der Liebe wegen in Wien gelandet. Die Beziehung gibt es nicht mehr, doch meine Liebe zu Wien bleibt. Ich mag die Kunst, die Architektur und die Kultur insgesamt.

Was mir in Wien allerdings fehlt, ist das tägliche Leben in der Gehörlosen-Community. Das ist meiner Meinung nach schwach ausgeprägt. Es gibt zwar viele Events und Veranstaltungen, aber es fehlen mir besondere Angebote für gehörlose Menschen. Da möchte ich gerne etwas beitragen, verändern und für alle mehr Angebot schaffen. Mir ist es auch wichtig das Bewusstsein zu stärken, dass alle selbst etwas beitragen können und so ihre Identität und Kultur darstellen. In England gibt es z.B. ein Projekt, da werden Kunstprojekte von Menschen mit Behinderung gefördert. In Österreich ist mir kein ähnliches Projekt für gehörlose Menschen bekannt. Dabei finde ich das sehr wichtig.

Wien Work: Wieso haben Sie sich entschieden sich selbständig zu machen?

Ich komme ja ursprünglich aus Italien und war dort schon einmal selbständig. Nach meiner Übersiedlung nach Wien habe ich zuerst als Angestellter gearbeitet. Irgendwann kam der Punkt da hatte ich das Gefühl zu stagnieren und ich habe die Anstellung aufgegeben.

Da ich gute Kontakte in der Gehörlosen-Community hatte, habe ich diese genutzt und bin auf ein Projekt gestoßen, das ich unbedingt umsetzen wollte. So bin ich wieder in die Film- und Videobranche reingekommen. Als es dann ein großes Projekt umzusetzen galt es das Budget und die Finanzierung aufzustellen. Das AMS hat mich an Wien Work Gründungsberatung vermittelt und mit ihnen bin ich die weiteren Schritte bis zur Gründung gegangen.

Wien Work: Wie ist es selbständig zu sein? Gibt es spezielle Vor- und Nachteile gegenüber einer Anstellung?

Meine Motivation war meine Kreativität. Im Angestelltenverhältnis konnte ich meine Kreativität nicht so ausleben wie es gerne wollte. Ich musste mich an die Vorgaben des Unternehmens halten. Insofern passt die Selbständigkeit besser zu mir. Natürlich ist nicht alles nur positiv: ich trage viel mehr Verantwortung für mich und bin mit Aufgaben konfrontiert, die mich sehr fordern. Dazu zählen Planung, Kalkulation, um Förderungen ansuchen und Budgets verhandeln. Das ist ein großer Unterschied zur Anstellung.

Insgesamt passt mir die Selbständigkeit besser, aber es hängt alles vom jeweiligen Projekt und den Rahmenbedingungen ab. Und natürlich hängt viel von den KundInnen und deren Vorstellungen und Visionen ab. Es ist die Kreativität und die Visionen der KundInnen, die ich schätze. Ich würde auch wieder eine Anstellung annehmen, sofern es sich um eine interessante Aufgabe handelt, die mich reizt und wo auch mein Bauchgefühlt sagt „Ja, das passt für mich!“.

Wien Work: Wie ist die Idee entstanden?

Die Idee gibt es schon lange. Schon als Kind habe ich mich für Fotografie interessiert. Irgendwann habe ich entdeckt, dass mein Vater eine 8mm Kamera besitzt und damit Filme dreht. Das hat mich fasziniert und als ich älter wurde, durfte ich sie endlich auch verwenden. In meiner Jugendzeit und als junger Erwachsener habe ich viel ausprobiert. Ich habe als Zahntechniker gearbeitet, ein Bautechnikstudium begonnen und vieles mehr.

Irgendwann bin ich dann eher zufällig im Medienbereich für Jugendliche gelandet und habe über den Mason Perkins Deafness Fund ein Stipendium  für die amerikanische Gallaudet Universität erhalten. Es gab damals einen Studierendenaustausch zwischen Italien und den USA. Ich habe dort Film-, TV- und Medienproduktion studiert. In Rom habe ich an der Roma Film Academy weiter studiert (Kinematographie) und mich auf den Bereich Kinofilme spezialisiert. So hat sich meine Begeisterung für Medien und visuelle Kommunikation entwickelt, welche letztlich auch zu meiner jetzigen Tätigkeit geführt hat.

Wien Work: Wie sehen Sie in die Zukunft?

Ich hatte immer den Traum eines Tages ein großes Projekt abzuwickeln. Mein Traum ist es einen Gehörlosen-Kinofilm (Deaf Cinema) zu machen. Die Herausforderung dabei ist es, eine Finanzierung und Personal aufzustellen. Es gibt leider keine Ausbildung für gehörlose Schauspieler. Daher würde ich es für wichtig halten ein entsprechendes Angebot bei unterschiedlichen Bildungsinstituten aufzubauen und das Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. Dann können wir die Leute dafür leichter interessieren und begeistern. Aktuell arbeiten wir mit Amateur-Schauspielern. Da gibt es noch keine gute Qualität und aus meiner Sicht, wäre es sehr wichtig da gute Qualitätsstandards zu etablieren um die Qualität der Filme zu erhöhen.

Ich würde auch gerne ein EU-weites Projekt dazu abwickeln. Es gibt in Frankreich ein professionelles Theater mit gehörlosen Schauspielern. In Skandinavien gibt es eine Medienschule für Gehörlose. Es wäre wichtig in Österreich etwas Ähnliches aufzubauen. Hier gibt es für Gehörlose meist nur das Angebot eines Lehrberufes.

Ein weiteres großes Ziel von mir ist es die Kunst mehr in die Gehörlosengemeinschaft reinzubringen. Es gibt hier wenig Angebot in Österreich. Es gibt zwar zahlreiche Maler, Fotografen, Bildhauer, die aber keine Bühne bekommen, um ihre Werke darzustellen. Ich würde diesen Menschen gerne helfen ihre Kreativität zu entwickeln und zu leben.

Wien Work: Was ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?

In meiner Branche würde ich sagen es ist meine Erfahrung, meine Visionen und natürlich auch meine KundInnen mit denen ich zusammenarbeite. Die Leistung darf ich nicht vergessen. Letztlich bewerten meine KundInnen meinen Erfolg. Und nur wenn meine Projekte überzeugend sind gibt es einen Folgeauftrag.

Einer meiner KundInnen hätte mich für ein Projekt auch gerne angestellt. Ich habe abgelehnt, weil es mich in meiner Arbeit so stark eingeschränkt hätte. Wir haben eine Lösung gefunden indem wir einen Werkvertrag vereinbart haben. Das hat dann für beide Seiten gut gepasst. 

Wien Work: Was war Ihre größte Herausforderung? Was war Ihr größter Erfolg?

Meine größte Herausforderung bisher war ein Videoprojekt, welches im Laufe der Arbeit immer größer wurde und wir dann ein Problem mit der Finanzierung bekommen haben. Es ist uns dann gelungen ein größeres Budget zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Aufgrund der Größe des Projektes (wir hatten 8 Terrabyte an Videodaten) ist mein System an seine technischen Grenzen gestoßen. Ich habe rechtzeitig erkannt, dass ich Unterstützung und mehr Zeit benötigen werde. Ich habe dann einen Teil der Arbeit an eine zweite Person ausgelagert und mir mehr Zeit mit dem Auftraggeber ausgehandelt. Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt!

Mein größter Erfolg war ein Kinderfilm, den ich hier produziert habe. Es handelt sich dabei um den ersten österreichischen Film für gehörlose Kinder. Darauf bin ich sehr stolz. Aus dieser Erfahrung heraus hat sich auch mein Wunsch das „Deaf Cinema“ aufzubauen entwickelt. 

Wien Work: Haben Sie Tipps für andere GründerInnen?

Es gibt so viele gute Leute, die auch etwas Tolles in den Bereichen Humor oder Kabarett aufbauen können. Da gibt es auch viele talentierte Gehörlose. Mein Tipp ist: fangt einfach an was zu machen, etwas auszuprobieren und geht damit in die Öffentlichkeit. Ich weiß, das erfordert einiges an Mut und eine gute Selbsteinschätzung. Eure Talente müssen entdeckt und dann gefördert werden. Ich bin überzeugt, wenn jemand positiv denkt, dann wird er/sie es auch schaffen.

Wien Work: Wie haben Sie die Unterstützung durch die Wien Work Gründungsberatung erlebt?

Wie gesagt, ich bin über das AMS bei Wien Work gelandet und sehr froh über die Empfehlung. Ich kam hierher mit dem Wunsch mich selbständig zu machen und habe Informationen benötigt welche Schritte dafür notwendig sind.

Ich habe eine klare Anleitung bekommen, welche Schritte ich setzen muss. Ich hatte mit der Sprache Probleme als ich nach Österreich gekommen bin, daher war ich froh hier Unterstützung zu bekommen. Das hat auch gut gepasst für mich. Ich wollte nicht unnötig viele Umwege nehmen, um an mein Ziel zu kommen. Dabei wurde ich von Wien Work gut unterstützt. In meinem Heimatland gibt es leider kein ähnliches Angebot. Ich finde es gut und wichtig, dass es diese Unterstützung gibt.

Wien Work: Vielen Dank für das spannende Interview!

Weitere Bilder und Informationen zu Herrn Le Rose finden Sie unter:

www.instagram.com/mitorose/

www.mitorose.com

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