Katalin Lukács-Udvardi bietet Übersetzungen und Dolmetschleistungen an

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Frau Lucács-Udvardi konnte ihren ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben. Sie hat die Zeit der beruflichen Reha genutzt um sich neu zu orientieren. Recherche und Gespräche mit FreundInnen, Bekannten und externen BeraterInnen haben sie eine Nische finden lassen, in der sie erfolgreich selbständig ist. Sie bietet Übersetzungen und Dolmetschleistungen Deutsch - Ungarisch und Ungarisch - Deutsch an. Wie es dazu kam können Sie im folgenden Interview nachlesen. Viel Spaß!

 

Wien Work: Hallo Frau Udvardi, bitte stellen Sie sich vor? Was machen Sie?

Ich heiße Katalin Lucacs-Udvardi, bin 36 Jahre alt und seit September 2018 als Dolmetscherin und Übersetzerin selbständig tätig. Bis Ende 2018 habe mich meine Selbständigkeit noch geringfügig ausgeübt und seit 1.1.2019 bin ich voll selbständig. Als gebürtige Ungarin übersetze ich Deutsch-Ungarisch und Ungarisch-Deutsch.

Ich helfe und unterstütze meine KundInnen dabei Amtswege zu erledigen und Formulare auszufüllen. Es ist häufig so, dass Dokumente für die Familienbeihilfe übersetzt werden müssen und ich unterstütze beim Ausfüllen der Formulare. Es kommt auch vor, dass ich einfach einzelne Schriftstücke übersetzen soll. Das wird von allen Ämtern akzeptiert. Falls eine beglaubigte Übersetzung benötigt wird, muss ich an eine meiner Kolleginnen verweisen. Erst nach 5 Jahren kann ich nämlich als Gerichtsdolmetscherin arbeiten. Das braucht man z.B. für das Magistrat bei Hochzeiten. Nach meiner Erfahrung kommt das aber nicht so häufig vor. Ich kann mich an eine Anfrage zur Nostrifikation eines Zeugnisses erinnern. Dort war eine beglaubigte Übersetzung notwendig. Ich verweise dann an eine Kollegin, von der ich weiß, dass meine KundInnen bei ihr gut aufgehoben sind.

Ein weiteres Angebot ist Dolmetschen vor Ort. Da begleite ich meine KundInnen zusammen mit meiner persönlichen Assistenz zu Ämtern und übersetze. Ohne meine persönliche Assistenz würde ich mir schwer tun. Ich bin froh, dass ich sie habe, weil es für mich schwierig ist in fremden Räumlichkeiten zurecht zu kommen. Ich benötige die Assistenz auch beim Ausfüllen eines Formulars vor Ort. Ich übersetze und meine Assistenz befüllt das Formular. Andernfalls ist es schwierig und es dauert viel länger.

Schriftliche Übersetzungen mache ich natürlich auch. Die sind für mich am einfachsten zu bewerkstelligen. Ich erledige sie am Computer mit einer Sprachausgabe-Software. Insgesamt bin ich mit meiner Entscheidung mich selbständig zu machen zufrieden. Ich kann mit dem Einkommen, das ich aktuell erziele, leben. Natürlich kann es mehr sein, aber für den Anfang ist es sehr gut und ich bin zufrieden.

Wien Work: Wieso haben Sie sich entschieden sich selbständig zu machen? Wie ist Ihnen die Idee gekommen?

Ich habe früher als Pflegerin gearbeitet, konnte diesen Beruf nach der Verschlechterung meiner Sehbehinderung allerdings nicht weiter ausüben. Ich habe die Zeit der beruflichen Reha genutzt um mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. So bin ich über eine Freundin zu dieser Idee gekommen.

Ursprünglich hatte ich die Idee mit meinem Sozialarbeiterin-Diplom einen neuen Job zu finden. Ich habe die Ausbildung nostrifizieren lassen, aber es ist leider nichts aufgegangen. Dann habe ich mich neu orientiert, weil ich den Eindruck gewonnen habe, dass es vielleicht nicht die richtige Richtung für mich ist.

Bekannte haben mich schon bisher häufig um Rat und Hilfe gefragt, weil ich gut Deutsch gesprochen habe. Dank der Unterstützung meiner Reha-Beraterin, die auch meinte das wär eine gute Idee, konnte ich während der Zeit meiner Reha noch Deutschkurse bis zu C1 absolvieren und habe alle mit sehr gutem Erfolg bestanden. Ab diesem Zeitpunkt habe ich an die Idee geglaubt und habe mich daran gemacht es umzusetzen.

Wien Work: Wie ist es selbständig zu sein? Gibt es spezielle Vor- und Nachteile gegenüber einer Anstellung?

*Lacht* Es ist ganz anders! Ich muss wirklich alles allein erledigen. Ich muss mich um meine Arbeitsorganisation, die Sozialversicherung, die Buchhaltung und meine KundInnen kümmern. Ich muss auf so vieles achten, damit es finanziell klappt. Es ist wesentlich mehr Arbeit als früher. Ich muss das große Ganze im Blick haben und auch die Details im Kopf behalten. Deshalb habe ich die Kurse im Unternehmensgründungsprogramm des AMS auch als sehr positiv erlebt. Da habe ich viel gelernt und sie haben mich gut auf die spätere Selbständigkeit vorbereitet.  

Ich erlebe die Selbständigkeit als schwieriger aber auch viel schöner, weil ich freier agieren kann. Ich ziehe daraus auch viel Selbstbewusstsein, weil ich es schon länger allein schaffe. Ich fühle mich bestärkt, weil die Entscheidungen, die ich treffe, meine eigenen sind. Ich kann selbst über mein Leben bestimmen. Das tut mir gut und ich finde es schön. Es bedarf auch viel Einsatz, viel mehr als acht Stunden pro Tag. Wenn ich nicht mehr arbeite muss ich ständig nachdenken. Es fühlt sich ein wenig wie eine Tretmühle an. Ich muss erst lernen mich zu entspannen und den Kopf frei zu kriegen. Das ist noch immer ein Lernprozess für mich.

Da ich mit Menschen arbeite, muss ich auch damit rechnen, dass sie Fehler machen. Das muss ich in meiner Kalkulation auch berücksichtigen. Wenn KundInnen nicht kommen, dann habe ich Einnahmenausfälle. Ich musste erst lernen damit umzugehen und diese zu minimieren. Da versuche ich eine bessere Menschenkenntnis zu entwickeln. Es wird mit der Zeit kommen, dass ich spüre auf wen ich mich verlassen kann und auf wen nicht. Zum Beispiel hatte ich eine Kundin, die die Rechnung nicht bezahlt hat. Da bin ich erstmals mit diesem Risiko konfrontiert worden und habe meine Zahlungsbestimmungen verändert, um das nicht nochmals erleben zu müssen.

In einer Anstellung ist viel vorgegeben. Als Selbständige habe ich den Vorteil immer wieder vor neuen Herausforderungen zu stehen.

Wien Work: Wie sehen Sie in die Zukunft?

Viele KundInnen sprechen nicht gut deutsch oder verstehen die Amtssprache nicht. Ich habe mir überlegt, es wäre doch sinnvoll, diesen Personen einen Deutschkurs anzubieten. Dann wäre diesen Personen nachhaltig geholfen und ich würde das als nächsten Schritt in meiner beruflichen Entwicklung sehen. Sie könnten dann zwar die Wege selbst erledigen und ich verliere kurzfristig Aufträge, aber ich sehe das als Investition in die Zukunft. Ich brauche dafür zwar die richtigen KundInnen, aber ich denke das ist nur eine Frage der Zeit. Das Ziel der Schulung wäre Kommunikation mit Ämtern, deren Schriftstücke zu verstehen und die Verbesserung der Deutschkenntnisse insgesamt. Diese Menschen leben ja in Österreich und ich finde es würde ihnen gut tun ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, sonst wird es schwierig für sie im täglichen Leben. Die Sprache ist eine wichtige Grundlage für Teilhabe am Leben.

Wien Work: Was ist Ihr Schlüssel zum Erfolg?

Ich bin durch persönliche Kontakte in diese Branche gekommen. Das war bis zu einem gewissen Grad Glück. Für meine Tätigkeit ist Mundpropaganda sehr wichtig. Ich hatte z.B. eine Assistentin, die Mitglied in der reformierten Kirche war. Das gab mir die Chance mein Angebot in dem Kirchenkreis vorzubringen und so konnte ich weitere gute Kontakte knüpfen. Das war ein wichtiger Schritt neue KundInnen zu akquirieren. So arbeite ich mich von Schritt zu Schritt weiter vor.

Dann hatte ich Glück einen Paketzusteller aus Ungarn kennen zu lernen. Ich habe ihm weitergeholfen und so bin ich in eine neue Branche reingekommen, wo viele Personen aus Ungarn tätig sind. Über ein „normales“ Gespräch bin ich in Kontakt mit dem Menschen gekommen und so habe ich viele neue KundInnen bekommen. Es ist das Glück die richtigen Menschen zu treffen, aber auch meine Fähigkeit mit den Menschen in Kontakt zu kommen.

Meine Werbung in den sozialen Medien, wo ich mein Angebot vorstellen kann, hat sich auch als sehr wichtig und zielführend hausgestellt. Da betreibe ich einen Blog und poste Inhalte von denen ich glaube, dass es meine KundInnen interessiert.

Wien Work: Was war Ihre größte Herausforderung? Was war Ihr größter Erfolg bisher?

Zeitplanung war meine größte Herausforderung: also, wann ich welche Schritte zu setzen habe im Laufe der Unternehmensgründung. Ich muss aber auch viel vorausdenken und planen was ich z.B. bei der Sozialversicherung nachzahlen muss. Ich muss den Überblick bewahren und mich um viele Aufgaben gleichzeitig kümmern. Ich habe z.B. erfahren, dass bei Selbständigen der Mutterschutz ganz anders funktioniert als bei Angestellten. Man muss immer neugierig und offen bleiben. Es gibt immer was Neues zu lernen. Da ich allein arbeite, ist es für mich eine große Herausforderung. Ich habe keinen Chef, das ist ein Vorteil, aber ich muss selber hinter allem dranbleiben.

Meine größten Erfolge waren: Eine Kundin hat sich in einer Unterhaltssache an mich gewandt. Sie war sehr verzweifelt, weil der Vater der gemeinsamen Tochter die Alimente nicht bezahlt hat. Die Angelegenheit war schon bei Gericht und es lief ein Exekutionsverfahren. Sie hatte zwar einen Anwalt als Verfahrenshilfe gestellt bekommen, hatte aber kaum Deutschkenntnisse. Ich war ihre „Vertreterin“ und wir konnten erreichen, dass die Angelegenheit in die richtigen Bahnen gelenkt werden konnte. Ich bin im Kontakt mit dem Anwalt und ihr gestanden und habe da vermittelt. So konnten wir für sie erreichen, dass was weiter geht. Meine Aufgabe war es, rechtliche Informationen zu übersetzen. Aufgrund der vielen Fachausdrücke war es nicht leicht zu übersetzen und ich glaube, dass ich das gut gemacht habe.

Ein anderer Erfolg war eine Kontoeröffnung: Die Bankbetreuerin hat sehr schnell gesprochen. Ich musste schnell übersetzen bzw. habe dann um Pause für die Übersetzung gebeten. Zusätzlich hat es schon sehr lange gedauert, weil es technische Probleme gab. Dann war der Name der Kundin auf einer Liste von KundInnen, die sie nicht wollen. Nach langem hin und her, hat sich das als Missverständnis herausgestellt. Die Kundin ist dann schon sehr nervös geworden, weil es so lange gedauert hat. Trotzdem haben wir alle Probleme gelöst, die Kundin hat ihr Konto bekommen und die Bankbetreuerin war dankbar für meine Unterstützung. Diese Aufgabe hat mich viel über mich selbst lernen lassen und mir gezeigt, was ich eigentlich alles kann. Die Bankbetreuerin hat mich darauf hin als Dolmetscherin in ihr internes System eingetragen und ich hoffe, dass ich daraus vielleicht Folgeaufträge akquirieren kann.

Wien Work: Haben Sie Tipps für andere GründerInnen?

Das erste und wichtigste was mir einfällt: „Sei sehr munter!“ Es ist wichtig aufmerksam zu bleiben. Man sollte nicht denken, dass man alles kann. Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sind wichtig, aber es gibt immer noch mehr zu lernen. Man muss sich immer entwickeln und darf nicht stillstehen. Wenn man stehen bleibt, dann wird die Selbstständigkeit nicht funktionieren.

Werbung ist, trotz Mundpropaganda, wichtig. Ich halte es für entscheidend, dass man sich immer neue KundInnengruppen sucht und sich immer wieder neu vernetzt. So kann man neue Aufträge bekommen. In sozialen Medien ist es wichtig ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zu generieren. Ich schreibe dort Artikel über Themen, die für meine KundInnen interessant sein können. Die teile ich, damit ich weiter in der Aufmerksamkeit der Leute bleibe. Da muss man ständig dranbleiben und wirklich hart arbeiten. Es gibt viel Konkurrenz und da muss man sich abheben um im Kopf der Leute zu bleiben.

Wien Work: Wie haben Sie die Unterstützung durch die Wien Work Gründungsberatung erlebt?

Ich habe die Gründungsberatung bei Wien Work als sehr positiv erlebt. Ich habe alle Antworten auf meine Fragen bekommen. Ich habe sie als sehr kompetent erlebt und das Gefühl, wenn ich was brauche, dann kann ich mich wieder an sie wenden. Das gibt mir das Gefühl der Sicherheit.

Wien Work: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Weitere Informationen zum Angebot von Frau Lucács-Udvardi finden Sie unter https://www.facebook.com/alphadanubia/ oder via Email an alphadanubia@icloud.com .

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