Anna Hiedler macht sich als Personal Trainerin selbständig

  • Anna Hiedler 2 © Anna Hiedler
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Der AH Effekt ist für alle Menschen möglich! Frau Hiedler bietet personalisierte Trainings- und Ernährungsprogramme an um Kund*innen zu unterstützen einen Körper zu entwickeln in und mit dem sie sich wohl fühlen. Im Interview spricht sie über ihre Motivation, ihre Erkrankung und ihre Arbeitsweise. Viel Spaß beim Lesen!

Wien Work: Bitte stellen Sie sich vor?

Mein Name ist Anna Hiedler, ich bin Personal Trainerin und begleite Menschen auf ihrem Weg zu dem Körper in und mit dem sie sich wohl fühlen. Ich möchte meinen Kund*innen zu einem gesunden und fitten Körper verhelfen und gebe ihnen alle Werkzeuge mit, um diesen Körper auch im Alltag erhalten zu können. Mir ist wichtig, dass es sich dabei um ein ganzheitliches Konzept handelt. Training und Sport spielen dabei natürlich eine wichtige Rolle, aber es geht auch um Ernährung und die Einstellung. All diese Dinge beeinflussen sich gegenseitig. Es heißt schließlich auch: „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ und für nachhaltige Erfolge braucht es beides.

Wien Work: Wie haben Sie ihren Weg gefunden?

Ich habe vor ca. 7 Jahren selbst, zugegebener maßen vor allem aus optischen Gründen, mit Kraftsport begonnen. Ich bin dann draufgekommen, dass es sowohl mir als auch meiner Erkrankung dadurch besser geht. Die zusätzliche Muskulatur hat mir ein Polster geschaffen um auch in schlechten Zeiten ausreichend Energie zu haben. Ich habe Morbus Crohn und bei einem Schub kann ich, dank des Sports, noch immer am Alltag teilnehmen. Das war früher anders. Da war ich bei einem Schub außer Gefecht. Die positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich es beibehalten habe.

Ernährung ist ein wichtiger Punkt für das Wohlbefinden und um die Erkrankung bzw. die Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen. Meine gesamte Verdauung hat sich seither verbessert, ich leide nicht mehr an typischen Mangelerscheinungen, und auch das Zunehmen ist einfacher geworden.

Ich habe eigentlich Politikwissenschaften studiert und in Jus den ersten Abschnitt gemacht und wollte später im Bereich Unionsrecht arbeiten. Nach einem Praktikum habe ich jedoch festgestellt, dass ein Bürojob nicht das Richtige für mich ist. Dann ist in mir die Frage aufgetaucht was ich eigentlich gerne machen will und sich mit meiner Erkrankung vereinbaren lässt. Ich wollte unbedingt meine Leidenschaft und meine Passion zu meinem Beruf machen: ich wollte gerne anderen Betroffenen helfen und ihnen ebenfalls ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben.

Daraufhin habe ich begonnen Ernährungswissenschaften zu studieren und wollte im Bereich Diätologie arbeiten. Mir hat dann allerdings die Motivation gefehlt mit Anfang 30 ein weiteres Studium durchzuziehen. Ich habe dann das Thema Ernährung direkt mit Sport verbunden und eine Ausbildung zur Personal Trainerin gemacht und bin dabei geblieben.

Wien Work: Stellen Sie bitte Ihre Arbeitsweise vor?

Im Rahmen eines Erstgespräches kläre ich die Ziele meiner Kund*innen ab und stelle meine Arbeitsweise vor. Dann sprechen wir noch über die Motivation und wenn wir dann feststellen, dass wir miteinander arbeiten wollen, starte ich mit einer gründlichen Anamnese. Das ist deshalb wichtig, weil es viele Dinge gibt, die ich in der Planung berücksichtigen muss. Das sind z.B. Vorerkrankungen, die verfügbare Zeit, berufliche und familiäre Situation, das Ernährungsverhalten und ob jemand lieber zu Hause oder in einem Studio trainieren möchte. Ich bin da super flexibel und gehe immer auf die Situation meiner Kund*innen ein. Das Ziel ist immer es ihnen so einfach wie möglich zu machen, eine gesunde Lebensweise zu erlernen und langfristig aufrecht zu erhalten. Dabei ist es erfahrungsgemäß schwierig eine Balance zu finden zwischen dem Körper, den man erreichen möchte und auch langfristig halten kann, und dem Zeitaufwand.

Ich mache eine Haltungsanalyse (z.B. Schultern, Hohlkreuz, etc.), schaue mir anatomische bedingte Bewegungseinschränkungen an, die man entweder berücksichtigen muss oder die man im Training „bearbeiten“ kann. Ich schaue mir den Körperfettanteil an, die Muskelmasse und prüfe auch auf viszerales Fett. Das ist jenes Fett, das sich im Inneren des Körpers um die Organe legt. Auf Basis dieser Analysen erstelle ich dann ein Trainings- und Ernährungsprogramm, das meinen Kund*innen hilft ihre Ziele zu erreichen.  

Ich biete an, dass wir den Plan einmal zusammen durchgehen, um die Übungen kennenzulernen und gegebenenfalls korrigieren zu können. Danach können die Kund*innen 6 Wochen alleine trainieren. Alternativ stehe ich auch einmal pro Woche für ein gemeinsames Training zur Verfügung, um ein wenig Abwechslung und neue Übungen in den Trainingsplan zu bekommen. Wir arbeiten, je nach Bedarf, und körperlicher Voraussetzung an diesen Themen: Flexibilität, Koordination, Mobilisation, Stabilität, Kraft und Ausdauer.

Nach 3 Wochen empfehle ich üblicherweise ein Treffen, um eventuell notwendige Korrekturen vorzunehmen. Es gibt aber auch Kund*innen, die alles selbst erledigen und nach dem Plan gut arbeiten.

Nach Ablauf des Plans machen wir meist noch ein Abschlussgespräch und eine Evaluierung des Trainingseffektes. Danach erstellen wir einen neuen Trainingsplan, bis wir die Ziele erreicht haben oder so lange ich gebraucht werde. Wieso wir einen 6 Wochen Rhythmus haben? Nach 6 Wochen hat sich die Muskulatur an die Belastung gewöhnt und es braucht neue Reize, um einen weiteren Trainingseffekt zu erzielen. Mein Ziel ist es meinen Kund*innen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Irgendwann macht es „Klick“ und die Kund*innen können selbstständig weiter machen.  

WienWork: Wo finden Sie Ihre Kund*innen?

Ich habe einen großen Freundes- und Bekanntenkreis aus meiner Anstellung in der Gastronomie.  Das ist mein Netzwerk, auf das ich zu Beginn zurückgreife. Ich präsentiere mich und meine Dienstleistung auf meinen Social-Media-Kanälen und erreiche so Aufmerksamkeit. Ansonsten finden meine Kund*innen mich über Empfehlungen von Freund*innen und Bekannten oder anderen zufriedenen Kund*innen.

Wien Work: Wieso wollten Sie sich selbständig machen?

Dafür gab es mehrere Gründe: zum einen ist mir meine Freiheit sehr wichtig. Ich wollte immer schon frei entscheiden können, wie und unter welchen Umständen ich arbeite. Das passt auch mit der Art und Weise wie ich lebe und leben möchte gut zusammen. Zum anderen gibt mir die Selbständigkeit auch die Möglichkeit besser auf meine Erkrankung Rücksicht zu nehmen. Ich muss nicht in die Arbeit gehen und funktionieren, wenn es mir nicht so gut geht. Ich habe keinen Chef, vor dem ich mich rechtfertigen muss.

Ich merke, dass es für mich die richtige Entscheidung war, weil ich noch nie so viel Freude im Beruf hatte. Ich bekomme so viel von den Leuten, mit denen ich arbeite, zurück. Die Anerkennung und das Feedback meiner Kund*innen tut mir gut und motiviert mich weiter zu machen.

Wien Work: Wie erleben Sie die Selbständigkeit? Was sind die Vor- und Nachteile gegenüber einer Anstellung?

Die Vorteile für mich sind: Ich kann mir aussuchen, wann ich arbeite. Ich kann einen Trainingsplan schreiben, wann ich will, also z.B. auch am Sonntag um 3 Uhr früh. Ich bin eher ein Nachtmensch und funktioniere in der Früh nicht so gut. Ich weiß, wann ich am besten arbeiten kann, und kann es mir in der Selbständigkeit besser einteilen. Hinzu kommt, dass ich in kein Büro fahren muss. Ich kann mir auch den Ort aussuchen. Diese Freiheiten genieße ich sehr und sie kommen mir und meiner Erkrankung auch sehr entgegen.

Ich mag es gerne, wenn ich alles im Blick habe. Ich bin es gewöhnt meine Dinge selbst zu machen und mich um meine Angelegenheiten zu kümmern. Das hat mir bei der Unternehmensgründung sehr geholfen. Ich bin es gewohnt mir vieles selbst anzueignen und lerne dadurch. Buchhaltung wird z.B. niemals mein Ding werden, daher habe ich diese Arbeit ausgelagert, weil sie bei einem Profi besser aufgehoben ist und ich erspare mir damit Zeit und Ärger.

Als Nachteil sehe ich, dass es gerade zu Beginn kein regelmäßiges Einkommen gibt. Ich war das zum Teil schon gewohnt, weil ich früher in der Gastronomie gearbeitet habe und da das Einkommen sehr stark vom Trinkgeld abhängig ist.

Wien Work: Was ist Ihr Schlüssel zum Erfolg?

Ich bin authentisch! Ich stehe nicht vor meinen Kund*innen und verkaufe einen Traum. Ich habe selbst alle Fehler begangen, die jede*r Anfänger*in macht und verstehe dadurch die Probleme der Kund*innen. Meine Geschichte ist für sie greifbar und dadurch können sie es auch leichter annehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Kund*innen von den austrainierten Supersportlern, die 7 Tage pro Woche Sport machen, eher abgeschreckt fühlen. Ich habe da einen ganz eigenen Zugang: Jeden Tag ein bisschen besser reicht schon aus.

Wien Work: Was war die größte Herausforderung, die Sie zu meistern hatten?

Das Selbstbewusstsein zu finden den Schritt zu machen. Ich habe mich lange Zeit nicht für gut genug gehalten, um mit anderen Menschen zu arbeiten und dafür auch Geld zu verlangen. Ich mache es gut und mit Leidenschaft und meine Kund*innen sind zufrieden. Es war mit harter Arbeit an mir selbst verbunden, um das zu erkennen.

Das Unternehmensgründungsprogramm (UGP) des AMS hat mich gut durch den Gründungsprozess begleitet. Wir haben den Schritt gemeinsam gemacht und uns da viel ausgetauscht. Ich kann es nur jedem empfehlen das UGP zu machen. Man bekommt eine Anleitung was zu tun ist und es hat mir viel Zeit in der Gründungsphase erspart. Die Kurse waren sehr gut und ich habe sehr davon profitiert. Ich habe z.B. Buchhaltung und Rechnungswesen besucht, um ein Grundverständnis dafür zu entwickeln. Das Seminar „Stärken stärken“ habe ich als sehr berreichernd in Erinnerung. Ich habe da so viele positive und wertschätzende Rückmeldungen für mich und mein Vorhaben erhalten, dass ich letztlich auch wirklich den Schritt zur Gründung gewagt habe.

Wien Work: Haben Sie Tipps für Gründer*innen?

Mein Tipp ist das Unternehmensgründungsprogramm des AMS zu machen, sofern man die Möglichkeit dazu hat. Es hat mir wirklich sehr geholfen. Sonst würde ich sagen: drüber trauen und nicht zu viel Angst haben vor der Bürokratie. Die Wirtschaftskammer und die Sozialversicherung sind nicht so schrecklich wie sie vielleicht wirken. Im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass alle sehr unterstützend sind und mich gut durch die Gründung begleitet haben.  

Sich bewusst sein, dass es eine Weile dauert, bis es läuft. Man sollte unbedingt ein halbes Jahr bis Jahr einplanen, in dem es mit dem Geld auch mal knapp werden kann. Wenn man über die Durststrecke drüber ist, dann läuft es aber.

WienWork: Wie kann man Sie erreichen?

Aktuell kann man mich auf meinen Social Media Kanälen erreichen. Auf Facebook bin ich unter aheffektbeyourbestyou  und auf Instagram unter @ah_effekt_beyourbestyou zu finden.

Meine Homepage ist noch in Arbeit, aber wird zukünftig unter www.aheffekt.at zu finden sein.

 

 

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