Frau Grbic übernimmt eine Trafik auf der Mariahilfer Straße

  • Grbic und Team © Grbic
  • Grbic Trafik 2 © Grbic
  • Grbic Trafik 1 © Grbic
  • Grbic Trafik 3 © Grbic
  • Grbic Trafik 4 © Grbic

Ruzica Grbic hat sich ihren Traum einer Trafikübernahme erfüllt. Sie konnte mit Unterstützung der WienWork Gründungsberatung eine gut gehende Trafik auf der Mariahilfer Straße übernehmen. Sie hat ein gutes Team um sich geschart und ist sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung. Das Geschäft entwickelt sich gut, doch Frau Grbic hat noch einiges vor. Mehr dazu im Interview!

Wien Work: Stellen Sie sich bitte vor?

Mein Name ist Ruzica Grbic, ich bin 36 Jahre jung und in Serbien geboren. Ich lebe seit 32 Jahren in Österreich, bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich bin Mutter von zwei Kindern und seit 1.12.2021 Trafikantin auf der Mariahilfer Straße.

Wien Work: Wie sind Sie auf die Idee gekommen Trafikantin zu werden?

Ich wollte schon von klein auf eine Trafik haben. Als Kind bin ich immer in eine Trafik gegangen um mir meine Lieblingszeitschrift zu kaufen. Ein kleines Geschäft, das mir allein gehört, hätte mir immer schon gut gefallen.

Ich habe vor der Trafikübernahme bereits lange Zeit im Verkauf gearbeitet. Ich wusste, daher, dass ich gerne im Verkauf stehe und den Kund*innenumgang schätze. Aber ich habe nicht die notwendigen Voraussetzungen mitgebracht, um eine Trafik zu übernehmen. 

Wien Work: Welche Rolle spielt Ihre Behinderung für Ihre Selbständigkeit?

Ich dachte ursprünglich, dass ich mir meinen Traum von einer Trafikübernahme niemals erfüllen kann. Ich hatte den notwendigen Grad der Behinderung nicht. Dann wurde bei mir ein Herzfehler festgestellt und es haben sich neue Möglichkeiten für mich eröffnet. Plötzlich habe ich auch die formalen Voraussetzungen für eine Trafikübernahme erfüllt und mich sofort für einen Standort bemüht. Die Hürden waren allerdings größer als erwartet, daher hat es mit der ersten Bewerbung nicht geklappt. Eine andere Bewerberin hat den Zuschlag bekommen. Ich habe mich von Rückschlagen allerdings noch nie entmutigen lassen. Ich bin drangeblieben, mich erneut beworben und nun einen Standort, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Wien Work: Welche Überlegungen haben Sie bei der Trafiksuche angestellt?

Bei mir standen zwei Dinge im Vordergrund: zum einen war mir wichtig, dass die Zahlen von dem Standort stimmen. Dabei habe ich den Umsatz und den Kaufpreis der Trafik verglichen und mir angesehen was ich an einem Standort verdienen kann. Zum anderen habe ich darauf geachtet, dass der Standort für mich passt. Ich wollte eine Trafik finden, die für mich gut erreichbar ist und wo ich mich auch wohlfühle. Das hat viel damit zu tun welche Kundschaft ich habe. Ist die Trafik in einem Wohngebiet, dann habe ich mehr Stammkundschaft und es ist immer dasselbe. Auf der Mariahilfer Straße, wo ich jetzt bin, habe ich mehr Abwechslung, mehr Sprachen und mehr Fragen. Es ist immer was Neues und die Arbeit bleibt dadurch aufregend und interessant.

Die Arbeit mit den Kund*innen macht mir Spaß. Ich lerne jeden Tag neue Menschen, neue Charaktere kennen. Das ist das Aufregende an meinem Job. Hier treffen sich viele unterschiedliche Personen mit unterschiedlichem Hintergrund. Der persönliche Kontakt steht in meiner Trafik im Vordergrund und ich lege viel wert darauf, dass sich die Kund*innen bei mir wohl fühlen. Es fällt mir auch leicht das zu vermitteln, weil ich meine Arbeit gerne mache.

Wien Work: Wie erleben Sie die Selbständigkeit?

Man hat sofort mehr Sorgen. Wie wird sich das Geschäft entwickeln? Werde ich morgen noch da sein? Als Angestellte hatte ich diese Sorgen nicht. Das Gehalt war am Monatsende immer da. Ich habe nun zusätzlich eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeiterinnen. Ich muss ihnen ja ihr Gehalt zahlen können. Und zusätzlich steht auch noch die Kund*innenzufriedenheit bei mir im Vordergrund. Das ist sehr fordernd.

Auf der anderen Seite gibt es auch positive Seiten: ich bin meine eigene Chefin und niemandem außer mir Rechenschaft schuldig. Ich kann entscheiden was ich verkaufe und was nicht. Diese Freiheit schätze ich sehr.

Wien Work: Wie geht es Ihnen jetzt?

Mein Herz klopft noch immer. Ich fühle mich fitter, aber auch müde. Mir ist bewusst, dass sich das jetzt widersprüchlich anhört deshalb sollte ich es wohl erklären. Ich habe eine Verantwortung und die notwendige Energie für diese Aufgabe, aber gleichzeitig bin müde, weil es auch sehr fordernd ist.

Es ist schön nicht nur über meine Krankheit zu sprechen und mich damit zu beschäftigen, sondern eine schöne neue Aufgabe zu haben für die es sich lohnt in der Früh auch aufzustehen.

Wien Work: Wie blicken Sie in die Zukunft?

Ich sehe mich in meiner Trafik, vielleicht erneuert und ein wenig vergrößert. Ich möchte das Geschäft in nächster Zeit umbauen, um mehr Platz für neue Produkte zu schaffen. Mein Ziel wäre es mir einen guten Ruf in der Stadt aufzubauen, dass die Kunden wissen bei mir bekommen sie was sie wollen.

Wien Work: Was war die größte Herausforderung, die Sie zu meistern hatten?

Meine größte Herausforderung war in einer Prüfungssituation mein Wissen abrufen zu können. Ich habe sehr großes Lampenfieber und war schon zwei Tage vor der Abschlussprüfung von der Trafik Akademie sehr nervös. Ich war sehr erleichtert als ich die Prüfung geschafft habe.

Wien Work: Was sehen Sie als Ihren größten Erfolg?

Mein größter Erfolg war es endlich den Bestellungsvertrag in Händen zu halten. Der Vertrag war der Beweis für meine Anstrengungen und alles was ich bei der Vorbereitung geleistet habe.

Wien Work: Haben Sie Tipps für zukünftige Trafikant*innen?

Ich würde jedem oder jeder Bewerberin raten, schon vor der Übernahme in der Trafik bei den Vorbesitzer*innen mitzuarbeiten. Mein Vorbesitzer war mir eine große Hilfe in der Vorbereitung. Ich habe viel gelernt und war auf meine Selbständigkeit gut vorbereitet. Er hat mich schon vor der Übernahme gut eingeschult. Wir haben auch eine gute Gesprächsbasis gehabt und so habe ich viel von ihm profitiert. Wir haben heute noch regelmäßig Kontakt und er hilft mir jetzt noch gerne weiter, wenn ich was brauche.

Wien Work: Wie haben Sie die Unterstützung durch die Gründungsberatung erlebt?

Ich bin sehr froh bei WienWork gelandet zu sein. Herr Weissinger war sehr hilfsbereit und konnte mir alle meine Fragen beantworten. Falls er mal nicht weiterwusste, dann hat er sich informiert. Man kann ja selbst nicht alles wissen und die Gründungsberatung hat mir wichtige Informationen bei der Trafikübernahme geliefert. Ich kann die Beratung bei WienWork nur weiterempfehlen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

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