Frau Rusek übernimmt eine Trafik im 21. Bezirk

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Frau Rusek hat sich aus gesundheitlichen Gründen neu orientiert und eine Trafik im 21. Bezirk übernommen. Nach ca. 3 Monaten hat sie sich gut eingearbeitet und führt das Geschäft mit großer Freude. 

wienwork: Stellen Sie sich bitte vor?

Mein Name ist Manuela Rusek, ich bin 52 Jahre alt und habe mich vor ca. 3 Monaten mit einer Trafik im 21. Bezirk selbständig gemacht. Ich habe davor 25 Jahre im Gesundheitsbereich gearbeitet. Das war auch eine schöne Berufslaufbahn, doch der Job fiel mir immer schwerer. Mit 20 habe ich eine Autoimmunerkrankung entwickelt, die schubweise schlechter geworden ist. Der Gesundheitsbereich ist bekanntermaßen ein stressiger und fordernder Beruf, der keine Uhrzeiten kennt. Das hat sich dann mit der Zeit nicht mehr mit meiner Erkrankung vereinbaren lassen.

wienwork: Wie sind Sie auf die Idee mit der Trafik gekommen?

Meine Mutter hatte schon vor vielen Jahren eine Trafik und ich habe dort gerne mitgearbeitet. Ich habe das als schönes Arbeiten in Erinnerung. Die Selbständigkeit habe ich also schon bei meinen Eltern kennen gelernt. Daher hatte ich da vermutlich weniger Berührungsängste als jemand, der völlig neu in die Branche einsteigt. Als ich mich an diese schöne Zeit zurückerinnert habe, war für mich klar, dass ich diesen Weg gehen möchte.

wienwork: Stellen Sie ihr Geschäft bitte vor?

Meine Trafik liegt im 21. Bezirk, der auch zugleich mein Wohnort ist. Die Nähe zu meinem Wohnort war für mich ein wichtiges Kriterium für meine Bewerbung. Das Geschäft selbst ist optisch nicht ganz am Puls der Zeit. Die Einrichtung ist schon einige Jahre in Verwendung. Ich sehe das aber positiv. Ich habe die Möglichkeit das Geschäft nach meinen eigenen Wünschen neu zu gestalten. Ich bin nicht gebunden und kann die Trafik in den nächsten Jahren nach meinen Vorstellungen entwickeln.

Mit dem Vorbesitzer habe ich mich gut verstanden. Wir haben gemeinsam gearbeitet und ich wurde gut eingeschult. Diese Einarbeitungsphase war für mich sehr wertvoll, weil ich so gut vorbereitet in die Selbständigkeit starten konnte. Aus dieser gemeinsamen Zeit mit dem Vorgänger hat sich auch eine nette Freundschaft entwickelt, die bis heute aufrecht ist.

wienwork: Wieso wollten Sie sich selbständig machen?

Es war mir wichtig eigenständig zu Arbeiten und meine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Ich liebe es zu gestalten und meine eigenen Ideen umzusetzen. Danach kann ich mich hinstellen und auf meine Arbeit und meinen Erfolg zurückblicken. Das tut mir gut und erfüllt mich mit Stolz.

wienwork: Wie erleben Sie die Selbständigkeit?

Ich erlebe meine neue Aufgabe als spannend, herausfordernd und verantwortungsvoll. Obwohl sie mit viel Arbeit verbunden ist, fühle ich mich freier als im Job. Ich fühle mich nicht mehr so im Hamsterrad gefangen, wie ich es im Job erlebt habe. Ich arbeite jetzt zwar zeitlich länger als vorher, aber das Gefühl ist ein besseres und das ist für mich ausschlaggebend.

wienwork: Welche Rolle spielt Ihre Behinderung für Ihre Selbständigkeit?

Für die Trafikübernahme ist eine Behinderung ja eine notwendige Voraussetzung. Insofern war die Behinderung ein Türöffner, um in die Branche einsteigen zu können. Jetzt lässt es sich für mich gut vereinbaren. Ich kann mir die Arbeitszeiten mit meinem Mann gut einteilen und habe die Möglichkeit mir für meine Therapien Zeit zu nehmen und diese einzuhalten.

wienwork: Wie geht es Ihnen jetzt?

Die ersten Monate waren sehr zeitintensiv und auch sehr emotional, weil ich erst die ganzen Prozesse kennenlernen musste. Mittlerweile hat sich die Situation sehr entspannt. Ich starte um 4 Uhr morgens und freue mich auf die Arbeit und meine Kund:innen.

Am meisten Freude bereitet mir der Verkauf und der Kund:innenkontakt. Ich bin gerne im Austausch mit meinen Kund:innen und dankbar, wenn sie mir ihre Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren. So kann ich Produkte besorgen, die fehlen und den Kund:innen ein gutes Einkaufserlebnis bieten.

wienwork: Was sind Ihre nächsten Pläne?

Ich habe für das nächste Jahr zwei große Ziele: ich würde das Geschäft gerne umbauen, um mehr Produkte anbieten und Kunde:innenwünsche besser erfüllen zu können. Dafür muss ich mir aber noch Reserven ansparen. Die Alternative dazu ist die Aufnahme eine:r Mitarbeiter:in um mich selbst zu entlasten und mir Zeit frei zu schaufeln. Beides wird vermutlich aus finanziellen Gründen nicht möglich sein. Ich bin daher noch dabei abzuwägen und werde bald eine Entscheidung treffen.

wienwork: Was war die größte Herausforderung, die Sie zu meistern hatten?

Ich bin ein sehr genauer Mensch und mir war wichtig alles zu wissen und alles zu lernen. Es hat sich seit meiner Tätigkeit in der Trafik meiner Mutter sehr viel in der Branche verändert. Ich wollte alles genau wissen, um meinen Kund:innen eine gute Beratung bieten zu können. Im Gespräch mit den Kund:innen kann ich überzeugen, aber eben nur wenn ich mich selbst auch auskenne.   

Besonders am Anfang ist sehr viel Information da und es braucht Zeit, um da durchzublicken und es zu verstehen. Das beginnt schon in der Trafik Akademie und setzt sich bei der Übernahme und bei der Einschulung fort. Diese vielen Informationen muss man mal verstehen, verarbeiten und speichern und das ist mitunter nicht einfach. Es sind viele unterschiedliche Partner:innen mit denen man zusammenarbeiten muss. Diese haben alle ihre eigene Philosophie und ihre eigenen Prozesse und man muss das alles mal verstehen und durchschauen. Das war fast schon ein Info-Tsunami und man kann sich da nicht alles merken. Irgendwann ist der Kopf einfach voll. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht alles mitzuschreiben und bei Bedarf darauf zurückzugreifen.

wienwork: Was war Ihr größter Erfolg?

Mein größter Erfolg war die Gewissheit, dass ich den Zuschlag für das Geschäft bekommen habe. Es war gar nicht so einfach den gesamten Angebotsprozess zu durchlaufen und alle Unterlagen rechtzeitig beisammenzuhaben. Als ich dann die Zusage erhalten habe, war klar, mein Wunsch nach Selbständigkeit wird sich erfüllen. Ab jetzt liegt es an mir, es auch gut zu machen.

Ein weiterer wichtiger Erfolg war, dass 100% der Stammkund:innen bei mir geblieben sind, und mich ganz lieb und herzlich angenommen haben. Ich erlebe das als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für mich, meine Arbeit und mein Engagement. Das war das Highlight seit der Trafikübernahme.

wienwork: Was war die größte Enttäuschung?

Ich bin mit dem Wort Enttäuschung nicht ganz glücklich. Im Laufe der Selbständigkeit trifft man Entscheidungen, die sich dann im Nachhinein als falsch herausstellen können. Das weiß man aber vorher oft nicht. Eine falsche Entscheidung kann zu Enttäuschungen führen, aber ich halte es für viel wichtiger, dass man daraus lernt. Das entspricht auch meiner Arbeitseinstellung und ich glaube das habe ich schon während meiner vorherigen Berufstätigkeit gelernt.

wienwork: Haben Sie Tipps für Gründer:innen?

Ich halte es für wichtig, dass die Trafik vom Wohnort gut zu erreichen ist. Das macht das Leben einfacher. Ich muss mich z.B. um meine 5 Automaten kümmern und die manchmal auch am Wochenende nachfüllen. Die kurze Anreise erspart mir viel Zeit.

Ansonsten würde ich allen Neugründer:innen raten sich gut zu überlegen ob sie die Zeit investieren können. Besonders zu Beginn ist die Arbeit in der Trafik sehr zeitintensiv.

Vor der Trafikübernahme würde ich allen dazu raten sich so viel Information wie möglich einzuholen, um zu wissen wie die Dinge laufen, um dann eine gute Entscheidung treffen zu können.

In der täglichen Arbeit halte ich es für wichtig das Warenlager gut im Auge zu behalten, die finanzielle Situation zu berücksichtigen und Fortbildungen zu besuchen. Nur so kann man den Kund:innen auch gute Beratung anbieten. Gut beratene Kund:innen sind zufriedene Kund:innen und zufriedene Kund:innen kommen wieder.

wienwork: Wie haben Sie die Unterstützung durch die Gründungsberatung erlebt?

Sehr gut in allen Belangen, also sowohl vor der Übernahme als auch während und auch noch nach der Übernahme. Man kann Herrn Weissinger alles fragen, und er bemüht sich alles gut und verständlich zu beantworten. Es war für mich sehr beruhigend zu wissen, dass ich eine Ansprechperson habe, auf die ich mich verlassen kann. Ich habe immer Antworten bekommen mit denen ich auch was anfangen konnte.

 

 

 

               

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