Mariano Schnena übernimmt eine Trafik im 2. Bezirk

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  • Mariano Schena Trafik © wienwork

Mariano Schena ist seit einem halben Jahr Trafikant. Im Interview erzählt er über seine Herkunft, seinen Weg zur Trafik und was ihm dabei geholfen hat. Viel Spaß beim Lesen!

wienwork: Stellen Sie sich bitte vor?

Hallo, mein Name ist Mariano Schena. Ich bin 32 Jahre alt und ursprünglich in Deutschland geboren. Schule und Matura habe ich schon in Österreich absolviert. Ich bin noch als Kind mit meiner Mutter nach Wien gekommen und habe hier meine neue Heimat gefunden. Ich lebe in einer Partnerschaft und bin Vater von zwei Kindern.

Vor der Trafikübernahme habe ich einige Jahre im Einzelhandel gearbeitet. Diese Erfahrung hat mir auch in der Trafik geholfen.

wienwork: Wie sind Sie auf die Idee mit der Trafik gekommen?

Ich habe schon vor einiger Zeit davon gehört, dass ich mit meiner Erkrankung und dem Grad der Behinderung die Möglichkeit habe, eine Trafik zu übernehmen. Mit 18 war ich dann mal bei der MVG, um mich zu informieren, wie das so funktioniert. Ich habe festgestellt, dass ich mich noch nicht bereit dazu fühle mich selbständig zu machen. Ich habe einen Lehrabschluss als Einzelhandelskaufmann nachgeholt und Berufserfahrung im Einzelhandelt gesammelt.

Eine Anzeige hat mich dann wieder darauf aufmerksam gemacht und ich habe mir die Sache erneut durch den Kopf gehen lassen. Ich habe auch eine Möglichkeit gesucht, um mich und meine Familie abzusichern.

wienwork: Stellen Sie ihr Geschäft bitte vor?

Meine Trafik befindet sich im 2. Bezirk ganz in der Nähe einer U-Bahn-Station. Es handelt sich um einen jahrelang gut eingeführten Standort mit typischem Sortiment. Wir verkaufen Tabakwaren, Zeitungen, Zeitschriften, Lotterieprodukte und ein wachsendes Sortiment an New Generation Products.

wienwork: Wie sind Sie bei der Trafiksuche vorgegangen?

Bei der Trafiksuche war für mich die Erreichbarkeit des Geschäftes sehr wichtig. Ich habe keinen Führerschein und bin daher auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Ein weiterer wichtiger Faktor für meine Entscheidung waren die Umsatz- und Ertragszahlen der Trafik. Da ich völlig neu in der Branche war, war mir auch wichtig, dass es erfahrene Mitarbeiter:innen im Geschäft gibt, die mich unterstützen können.  All diese Dinge habe ich mir überlegt und angeschaut, bevor ich ein Angebot bei der MVG abgegeben habe. Nun führe ich seit über sechs Monaten mein Geschäft und bin sehr zufrieden.

wienwork: Wieso wollten Sie sich selbständig machen?

Meine Hauptüberlegung war, unabhängiger in meiner Tagesplanung zu werden. Mir war wichtig mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.  Die Selbständigkeit in der Trafik gibt mir die notwendige Freiheit. Ich konnte es mir anfangs nicht vorstellen, aber jetzt möchte ich diese Freiheit nicht mehr missen.

Natürlich bestand auch der Wunsch, dass ich es mir finanziell verbessere. Das ist mir auch gelungen.

wienwork: Wie erleben Sie die Selbständigkeit?

Ich genieße die Freiheit, die ich mit der Selbständigkeit gewonnen habe. Die Freiheit bringt aber auch mehr Verantwortung und mehr Arbeit mit sich. Es sind viele Kleinigkeiten, an die man denken muss und ich bin froh ein gutes Team um mich herum zu haben, das mich dabei unterstützt.

wienwork: Welche Rolle spielt Ihre Behinderung für Ihre Selbständigkeit?

Ohne meine Erkrankung wäre ich vermutlich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich habe durch meine Behinderung die Chance bekommen eine Trafik zu übernehmen und ich bin dankbar diese auch erhalten zu haben. Gleichzeitig bin ich auch stolz diese Chance ergriffen zu haben. Mein Mut hat sich ausgezahlt!

wienwork: Wie geht es Ihnen jetzt?

Rückblickend, nach sechs Monaten ist mir immer mehr bewusstgeworden, wie viel Glück ich mit dem Standort hatte. Das beginnt bei meinen Kund:innen, geht über meine  Mitarbeiter:innen bis hin zu meinem Vorgänger, der mich bis zur Übernahme sehr unterstützt hat. Es ist alles sehr familiär und ich bin wirklich glücklich mit meiner Entscheidung.

Die Übergabe hat sehr gut funktioniert. Der Vorgänger hat mich vor der Übernahme im Geschäft mitarbeiten lassen. Das war sehr wichtig für das Kennenlernen der Kund:innen und Abläufe. Er hat mir viele Kniffe gezeigt und mich gut eingeschult. Ich habe diese Zeit als sehr wertvoll erlebt und bin ihm sehr dankbar für diese Unterstützung. Ich bin stolz sein Geschäft fortführen zu dürfen.

wienwork: Was sind Ihre nächsten Pläne?

Grundsätzlich mag ich den „alten“ Charme meiner Trafik. Trotzdem werde ich in den nächsten Jahr Geld in die Hand nehmen und die Einrichtung erneuern. Ich habe die Trafik von meinem Vorgänger übernommen, der das Geschäft 35 Jahre lang an diesem Standort geführt hat. Ich möchte versuchen das Ursprüngliche zu erhalten und gleichzeitig ein bisschen neuen Schwung reinbringen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei meinen Mitarbeiter:innen bedanken. Sie haben mich gut aufgenommen und unterstützt. Ohne ihre Unterstützung wäre es für mich sehr schwierig geworden hier Fuß zu fassen.

Ich bin auch meiner Frau sehr dankbar, für ihre Unterstützung und die Tatsache, dass sie mir den Rücken freigehalten hat, um mich auf die neue Herausforderung vorzubereiten. Ich weiß bis heute nicht wie sie das geschafft mit Job und Kleinkind.

wienwork: Was war Ihr größter Erfolg?

Jeder Schritt war eine Herausforderung. Mein Wunsch und mein Ziel war es die Kund:innen des Vorgängers alle zu halten. Ich habe mir vorgenommen mit allen so gut umzugehen, wie es mein Vorgänger getan hat. Mein Vorgänger war mir da ein gutes und wichtiges Vorbild. Ich glaube das ist mir auch gut gelungen. Ich habe befürchtet, dass ich hier nicht gut reinpasse, auch wegen meinem Dialekt. Aber diese Sorge war unbegründet.

wienwork: Was war die größte Herausforderung?

Ich musste mir neue Kassen für fast EUR 10.000,- anschaffen. Die haben vor einigen Wochen angefangen zu spinnen. Das war eine Investition, mit der ich nicht gerechnet habe. Zum Glück hatte ich etwas Geld auf der Seite und konnte es mir leisten.

wienwork: Haben Sie Tipps für Gründer:innen?

Mein wichtigster Tipp ist: achtet auf eine gute Zusammenarbeit mit euren Vorgänger:innen und Mitarbeiter:innen. Schaut, dass ihr ein gutes Verhältnis zu euren Kund:innen aufbaut. Freundlichkeit, Aufmerksamkeit schenken und einfach Zeit nehmen für Konversation. Das ist mein Erfolgsgeheimnis, mit dem ich bis jetzt gut fahre.

wienwork: Wie haben Sie die Unterstützung durch die Gründungsberatung erlebt?

Ich war sehr froh, dass ich wienwork gefunden habe. Herr Weissinger hatte auf fast alles eine Antwort und falls nicht, hat er sich schlau gemacht. Der von wienwork erstellte Business Plan war auch wichtig für die Bank und hat mir geholfen die Finanzierung zu erhalten.

Die Unterstützung war kostenlos. Das ist vor allem in der Anfangsphase enorm wichtig, weil ich noch nicht mal wusste, ob ich eine Trafik erhalten werde.

Ich möchte an dieser Stelle auch noch darauf hinweisen, dass es mit der Trafik Akademie eine gute und hilfreiche Vorbereitung auf die spätere Zeit als Trafikant gibt. Dort werden grundlegende und sehr umfassende Informationen über Branche vermittelt. Ich fand auch den Kontakt zu den anderen Trafkant:innen sehr wichtig und habe im Austausch viel erfahren und gelernt.

wienwork: vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

 

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